EMUD Super "REX"
- Wartung und Reparatur -
Der Kleinsuper "Rex" für ULM (UKW, Lang-und Mittelwelle) ist ein preiswertes Gerät für das untere Leistungssegment
Schaltungsprinzip ........ | Röhren-Superhet |
Hersteller......................... | EMUD Radio (Ernst Mästling, Ulm a.d. Donau) |
Herstelljahr ................. | 1954/55 Seriennummer: 608416 |
Anzahl Kreise ................ | 6 Kreise AM (ZF 468 kHz) 9 Kreise FM(ZF 10,7 MHz) |
Wellenbereiche ............ | Lang-, Mittelwelle und UKW (bis 100 MHz) |
Ausstattung ................... | Bakelit-Gehäuse, Hell-/Dunkel-Schalter, Abstimmabzeige, niederohmiger Anschluß für Zusatzlautsprecher und Plattenspieler |
Spannungsversorgung . | Wechselstrom 125 - 150 - 220 Volt |
Lautsprecher ................. | 1 Breitbandlautsprecher EMUD Nr. 3344 (Permanentmagnet, ca. 17 cm) |
Leistungsaufnahme .... | 45 W |
Abmessungen (BxHxT) . | 430 x 29 x 190 mm |
damaliger Preis ............ | 179,50 DM |
Röhren .......................... | ECC85 ECH81 EF89 EABC80 EM80 EL41 AZ41 |
ähnliche Typen ............. | EMUD Rex GW (Allstrom), EMUD Pax (1955) und ULM (1955), Grundig 1010 |
Sparradio statt Raumklang
Der kleine Rex kommt in dem für die Zeit üblichen dunkelbraunen Gewand und bietet sich für Hörer an, die preisbewußt hören und sich dabei auf das Wesentliche konzentrieren wollen - oder budgetbedingt müssen. Statt des seinerzeit gepriesenen 3D-Raumklangs mit mindestens 3 Lautsprechern und aufwendiger Audiofilterung gibt es nur einen Breitbandlautsprecher und einen mit dem Lautstärkeregler kombinierten Sprache-Musik-Schalter. Die in der Vollausstattung noch übliche, aber kaum mehr gehörte Kurzwelle fehlt und auch die weniger gewordenen Lang- und Mittelwellenfreunde werden nicht mit einer Ferrit-Peilantenne bedient, sie fehlt sogar ganz. Der Empfänger hat aber eine UKW-Hilfsantenne, einen einfachen an der Rückwand im Rechteck angebrachten Draht, und die "Welle der Freude" ist das, was dieser Kundenkreis vor allem hören will.
Aus dem Hause Mästling ist das aber zu erwarten, denn es handelt sich hier um einen schwäbischen Hersteller, der bereits ab 1925 das untere Segment des preiswerten Radios erfolgreich bearbeitet hat. Mästlings "Volksempfänger" aus 1929, der sich nach 1933 nicht mehr so nennen durfte, aber auf dem Markt blieb, unterbot sogar im Preis das Anfangsmodell des VE301 W. Die großen Hersteller wie Grundig und Telefunken hatten neben ihrer umfangreichen Palette an Großsupern ebenfalls gleichwertige, abgespeckte Versionen für den kleinen Geldbeutel im Angebot. Wenn man sich das Radio heute auf UWK anhört, wird man feststellen: für Küche, Büro oder Werkstatt braucht es überhaupt nicht mehr Radio.
Abb. 1 Emud-Rex aus dem Prospekt von 1954, S. 3
Der Rex ist ein Leichtgewicht von ca. 7 kg und kommt wie eine geschrumpfte Kleinausgabe des vollformatigen Wohnzimmerradios der Fünfziger Jahre daher. Er erhielt zur Aufwertung seines schwarzbraunen Bakelits einige goldfarbene "Rallyestreifen" und weitere Messingapplikationen an Bedienknöpfen und Anzeigeröhre sollten seinen bescheidenen Auftritt etwas veredeln. Allerdings: der Apparat war so scharf kalkuliert, dass er ein Mittelklassegerät wie den AEG 3074 im Endpreis um fast 50% unterbieten konnte!
Mästling begann als einer der ersten Mitte der Zwanziger Jahre Radiogeräte zu fertigen. Mit seiner Preispolitik konnte sich sein mittelständischer Betrieb gegen die Marktmacht der global players im In- und Ausland 50 Jahre lang behaupten, bis Anfang der Siebziger Jahre Wechsel auf die Exportlieferungen nach Griechenland und Italien platzten, die Firma danach illiquide dastand und sich kein Konkurrent zur Übernahme zusätzlicher Marktanteile bereitfand. An der Konkursmasse bedienten sich schließlich Schneider und Pollin. EMUD vertrieb nach Aussage des Gründers pro Jahr zuletzt 50.000 Rundfunkgeräte in diesem Segment, was einem Umsatz von 15 - 20 Mill. DM entsprach.
Abb. 2 Frontansicht
Befund
Das geschenkte Exemplar ist vollständig original und gut erhalten, die Abstimmung der Kreise und die Empfindlichkeit der HF-Stufen noch gut, es braucht lediglich aus Gründen der Betriebssicherheit einige Neuteile, ein Teil der Kondensatoren konnte belassen werden. Das simple Gerät ist heute in Sammler- und Liebhaberkreisen wegen seiner Einfachheit wenig geschätzt, aber aus technikhistorischer Sicht durchaus interessant. Der Emud zeigt, daß auch ein Gerät des unteren Preissegments langlebig sein und mit wenig Reparaturaufwand in einen funktionsfähigen Zustand versetzt werden kann.
Abb. 3 Rückansicht
Bedienungshinweise
Links: Lautstärke kombiniert mit Hell-/Dunkel-Schalter (Ziehen/Drücken) und Ein-/Ausschalter (Linksanschlag=Aus), rechts: Abstimmung, unten: Vierer-Tastensatz für U, L, M, TA.
Chassis
Der Ausbau geht innerhalb von Sekunden: 2 Schrauben entfernen, Lautsprecheranschluß ablöten und Anzeigeröhre abziehen, Chassis herausziehen. Das Blechchassis enthält den gekapselten Abstimm-Dreko im Verbund mit dem UKW-Vorsatz, der in einem seitlich und unten offenen, U-förmigen Blechprofil untergebracht ist. Dieser Aufbau wird in den Modellen des Folgejahres Pax und Ulm nicht weiterverfolgt. In diesen Modellen wird eine baugleiche UKW-Abschirmbox mit selbstschwingender Mischstufe unter das Chassis montiert. Die AM-Vor- und Oszillatorkreise beim Rex sind offen auf bzw. unter dem Tastenblock untergebracht. Netzteil und NF-Endstufe sind an den Chassisrandseiten angeordnet. Statt eines Selen-Gleichrichters wird noch eine Gleichrichterröhre eingesetzt.
Abb. 4 Chassis Unterseite
1. Schaltungsdesign
Das Blockschaltbild zeigt einen Super mit getrennten Signalpfaden für AM und FM in der gängigen Konfiguration der UKW-Vorstufe mit Doppeltriode, nachfolgender HF-Mischröhre für AM bzw.HF-Verstärker für FM und Dreifach-Diode für die AM/FM-Demodulation. Die Kombiröhre übernimmt auch die Vorverstärkung des Audiosignals. Eine Klangregelstufe fehlt.
Abb. 5 EMUD Rex Blockschaltbild aus FUNKSCHAU 3 1955
2. Schaltplan
Schaltungssmäßig wird auf jeden nicht unbedingt erforderlichen Aufwand verzichtet, somit ergibt sich ein klares und übersichtliches Schaltbild. Abb. 6 EMUD Rex Schaltbild aus FUNKSCHAU 3 1955, Version v. 27.7.1954
UKW-Vorstufe
Der gekapselten Abstimm-Drehko und der UKW-Vorsatz bilden eine Einheit. Der Eingangskreis befindet sich auf der Oberseite, Zwischen-, Oszillator- und ZF-Ausgangskreis sind auf der Unterseite separat angeordnet. EMUD hatte für die frühen UKW-Modelle, z.B. "Volkssuper WH", "Record SUW" (beide 1953) eine Pendel-Box mit EC92 entwickelt, bei diesem Modell finden wir aber eine speziell für den Rex neu entwickelte selbstschwingende Mischstufe mit Doppeltriode, die wohl besser in der Lage war, die postalischen Störschutzbestimmungen einzuhalten.
Abb. 7 EMUD Rex Chassis mit UKW-Teil, Drehko, Antenneneingang und Tastenschaltersatz oben
Die UKW-Vorstufe ist an einen breitbandigen Eingangskreis angeschlossen und arbeitet in Gitterbasisschaltung, um alle Schwing- und Neutralisationsprobleme zu umgehen. Die damit einhergehende Dämpfung des Eingangskreises wird dadurch herabgesetzt, daß der Kreis über eine Anzapfung angekoppelt ist. Die UKW-Abstimmung nutzt den Drehko mit eigenen Paketen für Zwischen-und Oszillatorkreis. Bei der UKW-Abstimmung durch außerhalb der UKB-Box liegenden Drehko sind kurze Verbindungswege und Drehko-Kapselung wichtig. Aus diesem Grund ist der Drehko direkt auf die UKW-Platte montiert und seine Statorkontakte gehen direkt an die Zwischenkreis- und Oszillatorspule.
Auf der Unterseite ist die UKW-Gruppe über einen Chassisdurchbruch zugänglich. Die beiden Trioden der ECC85 sind auf der Unterseite durch einen Blechstreifen voneinander getrennt. Der Gitterkreis des Oszillators stellt eine Brückenschaltung aus den beiden Spulen L1, L2, 12 pF und der Gitter-Katoden-Kapazität dar. Bei richtig abgeglichener Brücke herrscht zwischen Spulenanzapfung und Erde keine Oszillatorspannung. Sie kann demnach nicht auf den hier angeschlossenen Hf-Kreis übertragen werden. Der Fußpunkt des 10,7-MHz-Zf-Kreises ist über 5 nF in Reihe mit 600 pF geerdet. Ein an 600 pF abfallender Zf-Spannungsanteil bewirkt die Zf-Rückkopplung. Sie neutralisiert die Dämpfung des Ausgangskreises durch den niedrigen Innenwiderstand der Triode. Sowohl der Heizkreiz als auch die Anodenleitung sind durch HF-Drosseln gegen das Vordringen der Oszillatorschwingung abgeblockt.
Im Betrieb erweist sich die UKW-Vorstufe als empfindlich (Sender werden auch ohne Antenne empfangen), die Abstimmfrequenz wird stabil eingehalten (kein Nachstimmen erforderlich), die Trennung benachbarter Empfangsstellen ist gut, Rauschen und Verzerrung halten sich in engen Grenzen.
Abb. 8 UKW-Baugruppe von unten, unterhalb des Abschirmblechs: Oszillatorspulen
Der weitere Schaltungsverlauf ist aus dem Hauptschaltbild zu ersehen. Die AM-Antenne wird nach dem MW-Sperrkreis kapazitiv am Fußpunkt des Gitterkreises eingekoppelt. Der AM-Oszillator arbeitet in Colpitts-Schaltung. Beim UKW-Empfang werden Gitter 1 der Triode und Gitter 3 der Hexode durch Kontakt 12 geerdet. Die Zf-Röhre wirkt bei FM-Empfang infolge des RC-Gliedes vor dem Gitter als Begrenzer. Der Fußpunkt des Gitterkreises wird in diesem Fall durch Kontakt 17 geerdet. Beim Wellenwechsel AM-FM wird jeweils der nicht genutzte Oszillator abgeschaltet (Gitter und Kreis auf Masse gelegt).
FM Demodulator
Die Schaltung des FM-Demodulators ist im Originalschaltplan etwas unübersichtlich dargestellt und anhand der Abb. 9 besser nachvollziehbar.
Abb. 9 Ratiodetektor des Emud Rex
Am Sekundärschwingkreis des Diodenbandfilters sind die Diodenstrecken der EABC80 direkt antiparallel angeschlossen. Am Punkt (B) liegt die Summenspannung an und wirkt unmittelbar auf das Bremsgitter des ZF-Verstärkers. Am Punkt (A) wird die niederfrequente Wechselspannung für den Audioverstärker abgenommen.
Gegenkopplung
Gitter 3 der Pentode erhält unmittelbar die Regelspannung aus dem Detektor. Im Nf-Teil führt die Gegenkopplung vom Ausgangsübertrager zum Fußpunkt des Lautsprechers (300 Ohm). Der 0,1-uF-Längskondensator hebt die Bässe, der gegen Erde liegende 0,1 uF-Kondensator die Höhen an. Die Klangregelung ist einstufig (Druck/Zug-Schalter am Lautstärkeregler). In Stellung „dunkel“ wird die Höhenanhebung abgeschaltet und gleichzeitig werden durch den 2-nF-Kondensator am Scheitel des Lautstärkereglers zusätzlich Höhen weggenommen.
Röhren
EMUD verwendet bei diesem Gerät einen gemischten Telefunken Noval/Loktal-Röhrensatz ECC85, ECH81, EF89, EABC 80, EM80 sowie AZ41 und EL41. Die Originalröhren waren noch alle enthalten und bis auf die erloschene EM80 noch funktionstüchtig.
3. Wartung
Fehlerbehebung
Nach langer Standzeit ist immer mit mechanischen Problemen und Kontaktproblemen zu rechnen, die Ein- und Umschaltvorgänge beeinträchtigen können. Bei diesem Gerät mußte folgender Fehler behoben werden:
- Netzschalter: Kontaktkorrosion, mit Kontakt Tuner behoben.
Sicherungshalter und Tastaturkontakte waren bei diesem Gerät nur wenig korrodiert.
Austausch Verschleißteile
Die Positionen C1,C2, C4, C6 sind kritisch. Bei Versagen kann es zu Folgefehlern kommen. Vorsorglich sollten auch weitere, an Anoden- oder Schirmgitterspannung liegende Papierkondensatoren gegen moderne Folienkondensatoren in Axialbauweise getauscht werden. Die Spannungsfestigkeit ist unbedingt zu beachten. Im Hf- und Zf-Teil wurden fast ausschließlich keramische Kondensatoren und langzeitstabile Styroflex-Typen eingebaut, die im Regelfall in Ordnung sind.
Nr. | Soll | Ist |
---|---|---|
C1 | 5 nF 500 V~ BiWiSi* | ersatzlos ausgebaut |
C2 | 5 nF 500 V~ BiWiSi | ersatzlos ausgebaut |
C3 | 50+50 µF 350/385 V- Frako Becher-Elektrolyt K. | Siebelko schlecht, Kapazität mit 50 µF aufgebessert, Ladeelko noch belassen |
C4 | 20 nF 500 V- BiWiSi | Koppel-C schlecht, ersetzt durch 20 nF MF-Axialkondensator, 1,5 kV- F&T |
C5 | 50 nF 500 V- | schlecht, ersetzt durch 0,47 µF 680 V- Rifa |
C6 | 1 nF | schlecht, ersetzt durch MF-Kondensator 680 V- |
C7 | 4 uF Elektrolyt K. | trocken, ersetzt durch 4 µF 250 V- Siemens |
C8 | 50 uF Elektrolyt K. | schlecht, ersetzt durch 47 µF 35 V- Siemens |
C9 | 0,1 uF BiWiSi | schlecht, ersetzt durch ERO 0,1 µF 680 V- |
C10 | 0,1 uF BiWiSi | schlecht, ersetzt durch ERO 0,1 µF 680 V- |
T6 | EM80 Telefunken | Leuchtschicht erschöpft, ersetzt |
4. Erste Inbetriebnahme
Bei diesem Gerät problemlos. Der Fernempfang auf Mittelwelle an einer abstimmbaren Rahmenantenne (Dezember, ab 19:00) überzeugte durch gute Empfindlichkeit und Selektivität, gute Sprachverständlichkeit (Tonschalter auf hell) und befriedigende Trennschärfe. Der UKW-Wiedergabe fehlt im Vergleich zu einem "Konzertsuper" in Holzgehäuse etwas an Volumen, ist aber trotz fehlender Klangregelung ausgewogen und sauber abstimmbar. Übersprechen benachbarter Sender ist nicht feststellbar. Das kleine Gerät ist deutlich besser als sein Ruf.
4. Abgleich
Bei diesem Gerät gab es keinen Anlaß für Abgleichmaßnahmen. Der Originalschaltplan von Emud hält aber die notwendigsten Informationen für den Fall bereit, daß ein Nachgleich notwendig ist. Für die AM-Bereiche sind die Abgleichpunkte für die ZF 468 kHz im Lageplan lokalisiert, die Reihenfolge für den Abgleich auf Maximum ist in der Abgleichtabelle aufgeführt. Am Abgleichpunkt 23 kann der AM-Sperrkreis noch auf Minimum eingestellt werden. FM-Abgleich Ratiodetektor: Rechts neben dem Lautsprecherausgang sind 4 Buchsen nach außen geführt, wodurch für den statischen Abgleich des Ratiodetektors die Spannungswerte für Nulldurchgang A - C und Summenspannung B - D gut zugänglich sind. Für den Praktiker dürfte es genügen, Rauschanteil und Verzerrungsgrad akustisch zu beurteilen und die Ratiospannung nachzumessen. Den Ratio-Elko (C7) ggf. durch neues Exemplar ersetzen. Kommt man auf diesem Weg nicht zum Erfolg, kann die Wandlerkurve durch Wobbeln untersucht und optimiert werden (siehe Wobbel-Meßanordnung nach D. Bräuer), dies setzt allerdings neben vertieften Kenntnissen einen entsprechenden Gerätepark voraus.
links und Quellen
Emud Rex W in: Schaltungssammlung, FUNKSCHAU Heft 3, 1955, S. 7
Emud-Rex in: Emud Serie 1954, 4-seitiger Schwarz-Weiß-Prospekt, Ulm 1954
Emud Rex W in: Verband Deutscher Rundfunk- und Fernseh-Fachgroßhändler VDR (Hrsg): Handbuch des Rundfunk- und Fernsehgroßhandels 1954/55, Verlag für Radio-Foto-Kinotechnik GmbH Berlin, 1954, S. 18
RUDOLPH, Dietmar: Demodulation frequenzmodulierter Signale in: Wissen heute, 57. Jg., H. 4 2004, S. 206 - 218
Bräuer, Dietmar, Abgleich des unsymmetrischen Ratiodetektors in: Radio-Benzel, Blog, Technikecke Geestland, 2021