HITACHI PS-48 Plattenspieler
- Reparatur Tonarmmechanik -
HITACHI PS-48 halbautomatischer Stereo Plattenspieler
Dieses und ähnliche Geräte mit geregeltem Gleichstromdirektantrieb in zwei Geschwindigkeiten waren im Analogzeitalter einmal sehr beliebt und lange im Einsatz. Antiskating, hydraulischer Tonarmlift, Tonarmautomatik, Wechselsockel für Abtastsysteme, einstellbares Abtastgewicht, usw. waren Komfortmerkmale dieser analogen Geräte. Mit dem Aufkommen digitaler Medien jedoch durchlebten viele noch funktionsfähige Geräte einen jahrzehntelangen Dornröschenschlaf - wenn sie nicht weggeschmissen wurden. Jüngere Generationen, die zur Markteinführung (ca 1976) noch nicht lebten, entdecken aber heute das Vinyl als Audiomedium neu und Abspielgeräte sind wieder gesucht.
Nun kommt es allerdings vor, daß ein Gerät nach so langer Liegezeit nur schwer wieder in die Gänge kommt. Während die Platinen bei unverbastelten Exemplaren noch blitzblank aussehen macht das mechanische Innenleben mitunter einen verranzten Eindruck. Fehlfunktionen gehen oft auf alte, unwirksam gewordene Schmierstoffe zurück, durch die mechanische Bewegungen verlangsamt oder blockiert werden können.
Auf den ersten Blick mag die eingebaute Mechanik einen verwirrenden Eindruck machen. Diese Anleitung will etwas Verständnis vermitteln, so daß Fehler gezielter gesucht werden können.
Probleme rund um die Tonarmautomatik (auto return): Player läuft nicht an - Tonarm wird nicht zurückgestellt
Die "Tonarmrückführungsautomatik" - englisch kurz: auto return - ist eine Spezialität des Modells PS-48 und ein typischer Ausfallkandidat. Ist das Ende der Platte erreicht sorgt sie dafür, dass der Tonarm nach oben und auf die Startposition zurückschwenkt. Dort angekommen wird der Tonarm abgesenkt und der Motor abgestellt. Funktioniert diese Automatik nicht mehr, kann es passieren, das der Plattenspieler nicht anläuft, obwohl keine offensichtlichen Schäden feststellbar sind. Oder die Rückführung funktioniert nicht und die letzte Rille wird nicht verlassen.
Achtung!
Die folgende Beschreibung wendet sich an in der Elektrotechnik unterwiesene Personen. Laien nehmen bitte Abstand von der Idee, das Gehäuse dieses Geräts zu öffnen. Im Gehäuseinneren verteilt befinden sich Kontaktstellen, die Netzspannung führen. Fehlerhafte oder unsachgemäße Ausführung von Reparaturen an der beweglichen Mechanik können im ungünstigen Fall zu Gefährdungen durch Stromschlag führen.
1. Tonarmmechanik freilegen
Erst prüfen: Gerät ist stromlos, Stecker abgezogen! Alle Untersuchungen sind stromlos möglich. Die mechanischen Teile an der Geräteunterseite müssen normalerweise nicht demontiert werden.
Zuerst Klarsichthaube entfernen (4 Schrauben lösen und erst seitlich, dann nach oben abziehen). Gummimatte vom Plattenteller einfach abheben. In die zwei Öffnungen des Plattentellers greifen und den Aluteller von der Motorwelle mit dem Daumen abdrücken. Sitzt zu fest? Mit zwei Fingern den Plattenteller in der Mitte anheben, dann mit Montagehammer leichten Schlag auf die Welle ausführen. Der Aluteller sitzt press auf der konischen Welle. Tonarm arretieren und Gerät umdrehen, dann alle Schrauben an der Abdeckung lösen.
2. Tonarm-Triggerhebel prüfen
Die Abbildung zeigt die Steuerungselemente für die Tonarmbewegung unter dem Plattenteller. Die Antriebswelle ist während des Abspielens nicht mit dem schwarzen Zahnkranz verbunden, dieser hat eine "Zahnlücke". Das Fühlerelement (3) nähert sich beim Abspielen an den oberen Triggerhebel (4) und schiebt ihn beim Erreichen der letzten Rille so an, daß der Zahnkranz vom Antriebsrad in Bewegung gesetzt wird. Es entsteht das typische klackende Geräusch, der Zahnkranz macht eine komplette Umdrehung und überträgt die Bewegung auf die 2-dimensionale Steuerlinie (2), die an der Unterseite einen Hebel an einem Stift führt und damit den Tonarm anhebt und dreht. Diese Bewegung kann gehemmt werden durch schwergängige Triggerhebel (4). Sie sind durch eine dünne Korkscheibe verbunden. Es soll an diesen Teilen kein zähes Öl oder Fett sein. Auch der dünne Fühldraht, der mit dem Tonarm verbunden ist, muß formhaltig und ohne Widerstand die Tonarmbewegung mitmachen. Der verdeckte Hebel (5) ist direkt mit dem Bedienhebel "up/down/cut" verbunden. In der Stellung "cut" sorgt er dafür, daß die Rückstellung manuell angetriggert wird. Auf der Unterseite des Zahnkranzes (dazu den kleinen Sprengring entfernen) ist die Steuerlinie gut eingefettet zu sehen. Normalerweise ist dieses Fett auch nach 40 Jahren noch nicht zäh und sollte so belassen werden. Allerdings können sich an der Unterseite Fasern angesammelt haben. Diese Verunreinigungen entfernen.
Ob das Antriggern der Rückführung noch funktioniert, kann man testen, indem man die Antriebswelle im Uhrzeigersinn dreht und gleichzeitig den Tonarm in Richtung Mitte bewegt (das Gerät dazu provisorisch auf die untere Abdeckung stellen). Man kann dann verfolgen, wie das Hebelchen (3) den oberen Triggerhebel anschiebt und das Ritzel beginnt, in den Zahnkranz einzugreifen. Bei dieser Bewegung sollte man auch ein leises Klicken von der Unterseite her hören (es ist ein Mikroschalter, der von einem Hebel nun umgeschaltet wird und den Motor ausschaltet).
3. Motor-Kontrollschalter prüfen
Sieht oben alles funktionsfähig, leichtgängig und sauber aus, kommt als nächstes die umfangreichere Mechanik der Unterseite dran. Das Gerät besitzt dort zwei Mikroschalter vom Typ CHERRY, die Netzspannung schalten können. Der fragliche Schalter, der den Motor steuert (A) und sein zugehöriger Auslösehebel (B) ist im folgenden Bild abgebildet und nach einiger Suche nicht zu verfehlen. Das Bild zeigt den Hebel in der Position "Motor an".
Etwas Kriechöl und ein paar Hin-und-Herbewegungen machen dieses Gelenk wieder freigängig. Mit Waschbenzin o.ä. und Q-Tipps alle alten, verharzten Fettreste entfernen und nicht mehr neu ölen. Beim Schalter selbst ist darauf zu achten, daß der schwarze Schaltstift ebenfalls sehr leicht beweglich und keinesfalls verfettet ist, ansonsten müßte er ausgetauscht werden. Das Schalten ist durch leichten Druck auf den Schaltstift auslösbar (mit Zahnstocher o.ä. testen) und wird von einem Klickgeräusch begleitet.
Wenn alles wieder beweglich ist, Gerät in die Bodenabdeckung stellen und die Funktionen up / down / cut und auto return mit einer LP testen. Bei der Gelegenheit kann man noch prüfen, ob der Motor-Gleichlauf nachgeregelt werden kann.
Für die Fehlersuche bei Motorproblemen (Gleichlauf, Regelbarkeit, Drehmoment) sei an dieser Stelle auf das ausführliche Servicehandbuch von Hitachi verwiesen.