SABA UKW-AW2
- Wartung und Einbau -
Schaltungsprinzip ........ | 2-Röhren-Pendelempfänger |
Hersteller......................... | SABA Villingen (Schwer und Söhne GmbH) |
Herstelljahr ................. | 1950/51 Seriennummer: 63873 |
Anzahl Kreise ................ | 2 Kreis(e) FM |
Wellenbereiche ............ | UKW 87 - 100 MHz |
Empfindlichkeit ............ | ca 40 µV |
Ausstattung ................... | Einbaugerät für (ältere) Wechselstrom-Empfänger |
Spannungsversorgung . | durch Altgerät oder separates SABA Kleinnetzteil |
Leistungsaufnahme .... | ca 5 Watt |
Abmessungen (BxHxT) . | 12,5X4x5cm |
damaliger Preis ............ | ohne sep. Netzteil: 51,- DM |
Röhren .......................... | EF41, EF42 |
Abb. 1 UKW-AW2 aus dem Deckblatt der SABA Einbauanleitung
UKW-Box
Die gesamte Schaltung ist in einer gekammerten und verkupferten Blechbox gekapselt, an der seitlich der Saba-typische Hebelarm für die Bewegung des Variometers und an der Oberseite die Röhren und Anodenelkos sind. Herausgeführt werden eine 300 Ohm-Antennenleitungen für den Dipol, drei Kabel für die Spannungsversorgung sowie ein geschirmtes Kabel für den NF-Ausgang. Die Ansteuerung einer Anzeigeröhre ist nicht vorgesehen.
Öffnet man die Box, erkennt man zunächst die Spule und Glasstab mit den 2 getrennt aufgebauten Variometerkreisen. Der Eingangskreis mit EF42 ist in der Abbildung in der rechten Kammer separat untergebracht, die Erregerschaltung mit EF41 in der linken.
Abb. 2 SABA UKW-AW2 Box geöffnet
Schaltung
SABA spricht - wohl aus Marketingsicht - von einem "Ultra Audion", tatsächlich weist die Schaltung aber die typischen Merkmale eines Pendelempfängers auf. Im Unterschied zu den ein Jahr früher aufgekommenen UKW-Audions ist eine HF-Vorstufe eingeführt worden, die die Ausbreitung der Pendelfrequenz über die Empfangantenne verhindert. Ein Trimmer zur Anpassung des Skalenminimums fehlt, dies erledigt ein Feineinsteller am Abstimmhebel auf mechanischem Weg. Maßnahmen zur NF-Klangaufbereitung wurden nicht getroffen. Die genaue Funktionsweise ist an anderer Stelle bereits erläutert, siehe: LOEWE-OPTA Einbaugerät 3532
Schaltplan
Der Typ UKW-AW2 ist der Nachfolger des "Superaudions" UKW-A von 1950 und erfüllt die damaligen Störstrahlungsvoschriften.
Abb. 3 SABA UKW-AW2 Schaltplan für 863 U55 mit Entwicklungsschluß 5.1. 1951
Die Verbindung zwischen Vorstufe und Pendelstufe bildet ein keram. 25 pF-Kondensator, der die Abschottung dieser zwei Stufen durchbricht. Das Zeitglied für die Sägezahnschwingung (Pendelschwingung) bildet die RC-Kombination von 25 pF und 1 M am Steuergitter der EF41.
Bauteile
Abb. 4 SABA UKW-AW2 Teileliste nach SABA-Unterlagen
Röhren
EF41 und EF42 verfügen über ein Meshgitter zur Abschirmung, das auf Massepotential liegt. Die Loktal-Röhren stammen von Valvo, die Stifte sind schwarz angelaufen, bei einer Röhre hatte sich die Kittung des Metallrings aufgelöst. Es werden hochwertige Fassungen aus Pressmasse verwendet, in denen die Röhren festen Sitz haben. Die Pendlerschaltung reagiert empfindlich auf schwache Röhren im Eingangskreis, Empfindlichkeit und Lautstärke gehen extrem zurück.
Montage
Der Einbau in ein Bestandgerät ist werksseitig vorbereitet durch einen angeschweißten Haltebügel, passend zur Montage auf die Stirnseite des SABA-Drehkos, der seit den Geräten aus den Dreißiger Jahren bis in die frühe Nachkriegszeit Verwendung fand. Für Geräte anderer Hersteller muß ein geeigneter Haltewinkel selbst angefertigt werden. Die folgende Zeichnung erläutert den mechanischen und elektrischen Zusammenbau.
Abb. 5 SABA UKW-AW2 Montage auf dem SABA-Drehko in Querrichtung.
Einbau in den SABA Sport WK
Der SABA Sport ist eine Nachkriegsentwicklung von 1947 in enger Anlehnung an den Stand der Vorkriegstechnik von 1939. Der nachträgliche Einbau der Pendlerbox ist aufgrund der frühen Entwicklung des UKW bis 1950 durchaus motiviert. Die Box mit den damals aktuellen Loctalröhren kontrastiert mit den E-Röhren des Grundgeräts.
Abb. 6 SABA UKW-AW2 Montage auf dem SABA-Drehko in Querrichtung.
Das Grundprinzip verdeutlicht die Abbildung aus der SABA-Einbauanleitung. Zunächst ist die Box mit der Halteplatte oben mit 2 Schrauben am Drehko-Gehäuse anzubringen, Schrauben bzw. Bohrungen sind bereits vorhanden.
Die Seilführung ist in der folgenden Abbildung gut sichtbar.
Der Drehko ist beim Auflegen des Seils ausgedreht, am Kipphebel befestigt man den Stahldraht anhand einer Schraube und lenkt ihn vorn wie angebildet um die Bördelkante. Bei Reibrädern aus Spritzguß hindert der Winkelhebel. Den Draht in diesem Fall besser nach dem Umlenken um die Achse nach außen leiten.
Abb. 7 SABA UKW-AW2 Seilführung
Das Frequenzband endet bei 100 MHz. Das Skalenglas des SPORT WKK hat eine metrische Skala für UKW, ein Frequenzabgleich erübrigt sich, ist aber auch nicht vorgesehen, da der UKW-Box ein Abgleichmittel fehlt. Die Drahtlängen für Anodenspannung und Heizung reichen aus, um sie auf der Unterseite direkt anzuschließen. Beim Sport WK wurde die Anodenleitung am 10K-Anodenwiderstand angeschlossen, an dem 245 V anstehen. Für die UKW-Stegleitung muß man oberhalb der AM-Antenne ein Buchsenpaar nachrüsten.
Umschaltung UKW/T.A.
Bei Modellen, die keine eigene Wellenschalterposition für UKW besaßen, war ein zusätzlicher Kontaktsatz erforderlich, um die Signalwege bei Phono und bei UKW sauber zu trennen. Beim SABA Sport werden die Schalter im Oszillator verwendet, um in Stellung Phono/UKW den ZF-Signalpfad zu blockieren. UKW und T.A. müssen alternativ dem Phonoeingang per Stecker zugeführt werden. Die geschirmte Leitung führt man durch die Rückwand und schließt sie über Phono- oder Bananenstecker an den TA-Eingang an.
Abb. 8 SABA UKW-AW2 Anschluß Phonoeingang
Eigenes Netzteil?
SABA-Geräte ohne werksseitiges UKW und Baujahr nach 1950 sollten in der Lage sein, die wenigen zusätzlichen Watt zu verkraften. Beim Sport WK ist das der Fall.
Instandsetzung
Funktionstest und Wartung
Da das Gerät nur eine Schnittstelle für die Spannungsversorgung und einen geschirmten Ausgang für Audio hat, kann man einen Funktionstest einfach durchführen. Mit einer regelbaren Anodenspannung zw. 100 und 250 V versorgen und an eine massefreie Heizspannung 6,3 V anschließen. Den Audioausgang mit einem NF-Verstärkereingang verbinden, zwei Drähte an den Dipolbuchsen anschließen. Den Spanndraht am Ende fixieren. Ab etwa 150V beginnt die Schaltung korrekt zu arbeiten. Sender lassen sich durch Biegen am gespannten Draht finden. Als Stromaufnahme für die Anoden wurden 5 mA bei 245 V- gefunden, die Heizungen ziehen 0,5 A bei 6,7 V~. Am NF-Ausgang stehen je nach Anodenspannung und Eingangssignal zw. 100 und 200 mV~ zur Verfügung, die für die Endstufen voll ausreichend sind.
Das gut erhaltene Vorsatzgerät wurde gesäubert und wie beschrieben angeschlossen: Es war außer Rauschen kein Ton zu hören. Obwohl die Röhrenfassungen und die Röhrenstifte blank geputzt wurden, wurde die Eingangsröhre nicht geheizt. Als Grund stellte sich ein Wackelkontakt an der Fassung heraus.
An Bauteilen mußten die Original-Elkos 16 µF-Elkos von Siemens und der Sikatrop 5 nF an der Anodendrossel getauscht werden, weil Austrocknung und Leckstrom sie außer Funktion gesetzt hatten. Der Sikatrop wurde gegen einen keramischen Kondensator getauscht. Die Originalröhren waren intakt. Der Pendler hält die eingestellte Frequenz, neigt aber zum Verstimmen, wenn man dem Antenneneingang nahe kommt.
Empfang/Störstrahlung
Der Höreindruck des SABA Sport mit UKW-Pendlerbox vermittelt den frühen Stand der Technik zu Beginn der UKW-Einführung. Feinfühlinge Abstimmung des Flankengleichrichters auf die starke Flanke und ein kräftiges Antennensignal waren Voraussetzung für guten Empfang. Wegen fehlender Dynamik waren Musikdarbietungen nicht die Stärke des Pendlers, für Sprache waren die Empfangsleistungen durchaus genügend. Für heutige Empfangsverhältnisse reicht die Kanaltrennung nicht aus. Im Hintergrund beeinträchtigen "singende" Nebengeräusche und ein leises Grundrauschen die Klarheit der Wiedergabe. Ein starker Ortssender bietet allerdings zufriedenstellenden Empfang. Eine sauber arbeitende Vorstufe verhindert die Abstrahlung der Pendelfrequenz über die Antenne. Im Nahfeld auf FM betriebene Geräte wurden nicht gestört. Die Leistung dieser Box von SABA entspricht der anderer Pendelboxen, Nebengeräusche sind etwas deutlicher wahrnehmbar als bei vergleichbaren Schaltungen mit ECF12 (z.B. LOEWE-OPTA Einbaugerät 3532).
Quellen und Verweise
SABA UKW-AW2 UKW-Einbaugerät, Einbau-Anleitung in: SABA Kundendienst, 13 S.
KNOLL, Hans M. Die Einführung des UKW Bereiches in Europa im Jahr 1949 In: Kleeblattradio H. 49, Fürth 2004, S.32-38, sowie in: Radiomuseum.org (2004)
Diefenbach, Werner Die deutschen UKW-Einsatz- und Zusatzgeräte
In: Funkschau Heft 08/1951, S.157f
FUNKSCHAU-Schaltungssammlung 1. UKW-Einbau- u. Zusatzgeräte Band 1951/52, 1-8; In Funkschau Heft 8 1951