A-Röhren: Außenkontakt Sockel reparieren
- Anleitung -
Problem
Die Ersatzbeschaffung von brauchbaren A-Röhren mit Außenkontaktsockeln gestaltet sich viele Jahrzehnte nach Produktionsende oft schwierig und die erworbenen Stücke sitzen häufig nicht fest in den Sockeln. Die Kittung löst sich nach dieser langen Zeit, weil die verwendeten hygroskopischen Materialien ihre Haftung verloren und weil die Röhren unsachgemäß an den Glaskolben gezogen wurden. Neben dem losen Sitz können Aussetzer im Betrieb hinzukommen, weil es durch mechanische Überlastung zu Drahtbrüchen und Wackelkontakten kommt und bröselig gewordene Lötkontakte die Sockel außer Funktion setzen.
Solche Röhren mit brauchbaren Werten, aber unsicherem mechanischen Zustand lassen sich meist wieder instandsetzen. Oft wurde vorher schon versucht, Klebstoffe zwischen Sockel und Glaskolben zu bringen oder mit Klebebändern zu stabilisieren, diese Versuche erwiesen sich aber nicht als dauerhaft. Besser ist eine Neuverkittung, die hier beschrieben wird.
Als Beispiel eine AZ1 von Siemens, links entsockelt, bereits mit 4 angelöteten Drahtverlängerungen, rechts zum Kitten vorbereitet mit der Position der Schrumpfschläuche (nur zur besseren Sichtbarkeit hier in rot, besser verwendet man schwarze oder braune Textilummantelung aus der Zeit).
Zunächst versucht man, die Anschlußdrähte abzulöten. Dabei kann man meist mit einem Stift von ca 0,8 mm den Draht zurück ins Innere des Sockels drücken. Nützt das alles nichts, hilft es auf jeden Fall, das Lot und die Drahtreste aus dem Sockelkontakt vorsichtig auszubohren. Damit läßt sich der lose Sockel abziehen. Die Anschlußdrähte in ihrer Originalposition belassen und sorgfältig die Enden rundum bis aufs blanke Metall abschaben und verzinnen. Dann verlängert man die Anschlußdrähte mit versilbertem Schaltdraht, 0,6 mm und macht eine Zugabe von ca 2 cm. Die Anschlußdrähte aus sprödem Kupferdraht dabei nicht unnötig biegen. Für einem stabilen Kontakt drillt man am besten den Schaltdraht einige Windungen um den Bohrer und schiebt ihm über das Ende des Anschlußdrahts. Die Verbindungsstelle beim Löten in korrekte Position bringen, damit sie beim späteren Zusammenschieben von Glaskolben und Sockel nicht stört. Zuletzt bringt man ein Stück schwarzen Textilschlauch über jede gelötete Verbindung und testet, ob sich die Drahtverlängerungen problemlos in ihren zugehörigen Kontakt einfädeln lassen (das Einfädeln erleichtern unterschiedlich lange Drähte ungemein).
Für die Kittung kommen eine Reihe von Materialien in Frage. Eine Aufstellung der früher verwendeten Originalkittmassen gibt die Übersicht (Tabelle 93) aus dem Kapitel "19. Röhren-Sockelkitte" aus ESPE,W./KNOLL,M.: Werkstoffkunde der Hochvakuumtechnik, Berlin, Springer 1936. Mit alkoholischer Schellacklösung 1:1 als Binder und mineralischen Pigmenten (Ocker, Siena mit etwas Blau) als Füllstoff läßt sich ein dunkelbrauner Kitt herstellen, der leicht in die gewünschte zähe Konsistenz gebracht werden kann. Vor dem Zusammenbau den Sockelrand innen keilförmig mit einem Auftrag der Kittmasse versehen und die Zuleitungen in die Sockelstifte einfädeln , dann den gereinigten Glaskolben an den Sockel andrücken, die Drahtenden umbiegen, den Kolben ausrichten und mit Klebeband fixieren. Sobald sich der Alkohol verflüchtigt, beginnt die Masse zu härten. Am nächsten Tag die Drahtenden verlöten und bündig an den Sockelkontakten abschneiden –fertig zum Testen!
Zu bedenken ist, dass die Kittung hygroskopisch ist - Röhren sollten also trocken gelagert werden. Mit Spiritus läßt sich die Kittung wieder lösen. Selbstverständlich lassen sich auf diese Weise auch Röhren umsockeln, z.B. von Außenkontakt auf Stahlsockel (aus AZ1 wird AZ11). Nach dem gleich Verfahren lassen sich auch die älteren 4-bzw. 5-Stift-Sockelröhren der zwanziger Jahre wieder stabilisieren. Bei den 5-Stift-Röhren sitzt der mittlere Stift genau über dem Ausblasstutzen. Deshalb ist hier beim Ausbohren des Drahtkontakts darauf zu achten, dass der Stutzen nicht vom Bohrer berührt wird.
Wacklige Sockel sind nicht die einzigen Probleme, die sich lösen lassen. In den ersten Nachkriegsjahren, als neue Röhren Mangelware waren, wurde von findigen Radiotechnikern alles unternommen, um gebrauchte Röhren mit Mängeln wieder einsetzbar zu machen. Eine Sammlung solcher Lösungen findet sich unter dem Titel von Ferdinand Jacobs und Hans Köppen, München 1944, Funkschau-Verlag, 112 S. mit 48 Abb. Der Sonderdruck kann heute wieder bei Problemen mit selten gewordenen Altröhren helfen.