OWIN E31W

- Rekonstruktion -

Schaltungsprinzip ........ 5-Röhren-Rückkopplungs-Audion
Hersteller......................... OWIN Radio-Apparate-Fabrik GmbH, Hannover (Oskar Winter)
Herstelljahr ................. nach März 1931
Anzahl Kreise ................ 2 Kreis(e) AM
Wellenbereiche ............ 200 ... 2000 m LW, MW
Ausstattung ................... Zweikreis-Abstimmung, Lautsprecher- und Phonoanschluss
Spannungsversorgung . Wechselstrom 90-120, 120-130, 145-165 und 220 Volt
Lautsprecher ................. nur externer Lautsprecher, z.B. OWIN L2P
Leistungsaufnahme .... ca 35 Watt
Abmessungen (BxHxT) . 41 x 21 x 17 cm (Chassis 37 x 17 x 16 cm) lt. Arlt- Radio-Katalog 193132
Röhren .......................... RENS1204, 2 x REN1004 (2 x REN904), RE134, Gleichrichterröhre RGN354
Preis ............. Wechselstrommodell: , Röhren: 41 RM
ähnliche Typen ............. E31B, E41W, E42W (1931), E32W, E39W

1. Rundfunkjahr 1931/32

Die Radioindustrie war in den zwanziger Jahre eine junge, aufstrebende Industrie, die sich ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts kräftig entwickelte. OWIN, der Name ist abgeleitet vom Gründer und Financier Oskar Winter, hatte um 1930 bis zu 500 Mitarbeiter und fertigte in Hannover Apparate in hoher Fertigungstiefe. Die höchste Typenvielfalt mit 17 Modellen war im Jahr 1932. Im Absatzkrisenjahr 1935/36 mußte Owin neben Lumophon und Seibt Insolvenz anmelden und verschwand 1936 vom Markt.

Owin lieferte als kleinerer Hersteller der zweiten Reihe in der Saison 1930/31 11 Empfängertypen, davon 7 Netzempfänger für Gleich- oder Wechselstrom. Empfangsprinzip bei allen Apparaten ist das Audion. Der Typ E31 W taucht sehr selten in den Katalogen des Rundfunkjahres 1931/32 auf. Bei Schnorr wird ein E31B unter der Abbildung eines 31W angeboten, aber das Wechselstrommodell nicht (S.36).



Abb. 1 - Abbildung des Modells E31W im Schnorr Radio-Katalog


Auch Arlt und Reuter Magdeburg boten nur die Batterieversion des Typs E31 an.

Der Typ E31W ist ein Wechselstrom-Netzempfänger mit Schirmgitter-Eingangsröhre, ohne Lautsprecher, dessen Audion auch für Fernempfang an kleiner Antenne geeignet ist. Diese Empfangseigenschaften werden in der Werbung betont, da ein Fernempfänger sich gegen den Druck der neu aufgekommenen Großsender behaupten mußte und Langdrahtantennen von 50 m in städtischer Umgebung kaum darstellbar waren. Vorherrschend zu dieser Zeit sind für diesen Empfängertyp noch niedrige, schatullenartige Gehäuse mit drei Bedienknöpfen.

Radioempfang ist zu dieser Zeit ein teurer Luxus. Geräte wie dieses waren für die arbeitende Bevölkerung bei einem Monatsgehalt von durchschnittlich 140 Reichsmark kaum erschwinglich. Der Preis für dieses Gerät mit Röhren und einen zusätzlich erforderlichen Lautsprecher dürfte um 260 Reichsmark gelegen haben. Es handelte sich also nicht um ein "Volksradio".

2. Befund

Das Gerät wurde als verdrecktes Schrottchassis ohne Röhren unter der Bezeichnung E31W in einer Auktion günstig erworben. Leider fehlten Gehäuse, Röhren, Typschild und Bedienknöpfe. Am Chassis ist nur der Typ aufgedruckt. Am Gehäuse sind unten/seitlich befestigt: Typschild mit Seriennummer, Telefunken-Bauerlaubnis und Patentnachweis D.R.P. Huth, das große, dreieckige VDFI-Siegel, ebenfalls auf Alublech farbig aufgedruckt. Das runde Owin-Markenzeichen kommt nicht auf allen Modellen um 1930/31 vor. Das VDE-Schild fehlt.

Abb. 1 - Zustand vor der Rekonstruktion

Abb. 2 - Zustand nach Entstaubung/Rostentfernung

3. Bedienhinweise

Aus der Original-Bedienungsanleitung hier die wichigsten Hinweise: Die Röhren benötigen z.T. etwa 20 Sekunden bis zur Betriebsbereitschaft. Bariumkathodenröhren (RES134) leuchten nicht.

Antennenkopplung (linker Stufendrehschalter)

Zur Anpassung an unterschiedlich lange Antennen bietet das Gerät eine achtstufige Antennenkopplung (links schwach, nach rechts stärker). Auf der achten Position wird galvanische Kopplung auf den Gitterkreis eingestellt. In den Stufen 1 - 5 ist die bestmögliche Anpassungen für Mittelwelle zu suchen, für Langwelle sind die Stufen 6-8 zu nutzen. Normale Hochantennen sind bestangepaßt in den Stufen 1 und 2. Hilfsantennen wie Rohre und Dachrinnen auf Stufe 7 und Wurfantennen (5 m Klingeldraht o.ä.) auf Stufe 8. Die Ankopplung von Rahmen- und magnetischen Loopantennen muss man je nach Wellenlänge ausprobieren.

Senderabstimmung

Die Einstellung von Sendern wird bei diesem 2-Kreis-Rückkopplungsaudion an 2 Bedienelementen vorgenommen. In der Mitte der Bedienplatte ist die sog. "Trommelabstimmung", ein untersetzter Antrieb bewegt beide Kreis-Drehkos im Gleichlauf. An einen Hebel links neben der Skala kann eine Feinabstimmung vorgenommen werden. Links der Ein-Aus-Schalter, rechts der Wellenschalter. In der Stellung links werden kurze Wellen (MW), mittig Phono und rechts lange Wellen ausgewählt. Für Phonowiedergabe muß der Kurzschließer entfernt werden. Mit dem rechten Bedienknopf regelt man die Rückkopplung (Mitkopplung). Der Rückkopplungsregler ist so zu bedienen, daß Pfeiftöne vermieden werden, denn sie sind der hörbare Teil einer Eigenschwingung, die sich über die Antenne störend bemerkbar machen kann. Da dieses Gerät einen Vorkreis hat, sollten aber Eigenschwingungen von der Antenne ferngehalten werden.

Lautsprecher

Das Gerät benötigt einen externen Lautsprecher, der an die eingesetzte Endröhre angepaßt sein muss, außerdem muss beachtet werden, daß der Empfänger keine Erregerspannung zur Verfügung stellt, diese muss für elektrodynamische Systeme separat erzeugt werden.

  • Die Ausgangsbuchsen stehen unter Anodenspannung. Nur berührungssichere Anschlußstecker verwenden. Anschlüsse nicht im Betrieb abziehen, Gerät nicht ohne Lautsprecher betreiben. Hochohmige Kopfhörer direkt anzuschließen empfiehlt sich wegen der durchgehenden hohen Anodenspannung nicht.
  • OWIN bietet zum Beispiel die permanentdynamische Lautsprechertype "L2P" ohne Erregung und mit Ausgangstrafo angepaßt an die Endröhre RE134 an (Version L413, Saison 1932/33). Dieser Originallautsprecher wird selten zur Verfügung stehen.
    Beim Anschluß eines Fremdlautsprechers ist folgendes zu beachten: Die Röhre RE134 hat einen Innenwiderstand von 4,6K. Diefenbach gibt dazu einen Ra von 12 K an (DIEFENBACH, W., 1949, p.226). Direkt angeschlosssen werden können Freischwingersysteme mit hohem Innenwiderstand. Beispiel: Freischwinger aus Volksempfängern mit Schwingspulenwiderstand von ca. 700 R - 1,5 Kohm und einer Impedanz von ca. 4000-7000 Kohm bei 1 KHz). Passende Fremdlautsprecher sind außerdem u.a.: Telefunken RfL 3 (730 Ohm) oder Siemens 040. Für niederohmige Lautsprecher wird ein NF-Ausgangsübertrager benötigt.
  • Der Lautsprecher selbst sollte etwa 3 Watt aufnehmen können und einen Permanentmagneten haben.

Umschaltung Phono/Rundfunk

Durch den beim Kauf mit erworbenen Kurzschließer sind für den Rundfunkempfang die mit Tonabnehmer bezeichneten Buchsen zu verbinden. Der Tonabnehmer sollte einen Pegelsteller haben, damit die Endröhre nicht übersteuert wird. Das Empfangsgerät selbst hat keinen Lautstärkeregler für Phonowiedergabe

Gerätesicherheit, Patente

Feinsicherung

Die Leistungsaufnahme des Geräts beträgt ca 35 Watt und ist bei 220V mit einer Feinsicherung 200 mA (Original war wohl eine 5 x 20 mm mit 160 mA von Wickmann) abgesichert, die in einer Schraubhülse eingesteckt ist und in die Buchse mit der gewünschten Netzspannung einzuschrauben ist. Das Gerät enthält keine automatische Netzabschaltung, wenn die Rückwand aus Blech geöffnet wird. Die Netzschnur ist durch das Metallchassis ohne Tülle geführt und mit einer Schlaufe als Zugentlastung gesichert. Diese Punkte werden von den damaligen VDE-Bestimmungen gefordert.

5. Überarbeitung des Chassis

Abb. 3 unberührte Chassisunterseite vor Instandsetzung

Zur Prüfung und Aufarbeitung des Chassis läßt sich dieses ausbauen, indem man das Glühbirnchen an der Skala entfernt und 4 M4-Schrauben an der Unterseite löst. Bei dem über 90 Jahre alten Gerät ist mit Materialermüdungen aller Art zu rechnen. Da im Gerät fast alles verschraubt oder verlötet und damit reparaturfreundlich ist, sollte man die unerläßliche Reinigung der angegriffenen Chassisoberfläche erst beginnen, wenn alle Bauteile abmontiert sind. Erst dann zeigen sich Fehler, die im montierten Zustand nicht sichtbar und schlecht behebbar sind.

Bei dem vorliegenden Chassis war die silberfarbene Lackierung stellenweise von Rost unterfressen. Die Oberseite wurde an diesen Stellen bis zum blanken Metall abgeschliffen und versiegelt. Eine komplette Neulackierung ist bei dem historischen Gerät nicht anzuraten, da dann ein starker störender Kontrast zu den Aufbauten entsteht und an den Seiten der Originallack noch intakt ist. Die Blechpakete der Trafos waren ursprünglich mattschwarz lackiert, Reste davon noch vorhanden. Nach Entrostung wurden die Pakete nur mit einem aushärtenden Öl (Leinölfirnis) getränkt. Alle textilen Isolierschläuche wurden ebenfalls mit Leinöl aufgefrischt.

Schaltung

Der Antennen-/Vorkreis mit Cv1/L1, L2 dient zur Abstimmung auf die Empfangsfrequenz. Die erste Stufe mit Schirmgitterröhre leistet die HF-Vorverstärkung und hält Störschwingungen der Audionröhre von der Antenne fern. Der Spannungsteiler R7/R8 stellt die Schirmgitterspannung zur Verfügung, die von C12 gepuffert wird. R6 begrenzt den Anodenstrom der Vorkreisröhre. Mit der Einführung der Schirmgitterröhren um 1930 konnte dieser Vorkreis mit einer RENS1204 ausgestattet werden, die aber bereits im Folgejahr durch die heute noch gängigere RENS1264 ersetzt wurde. Die Empfindlichkeit des Radios hängt am Funktionieren dieser Röhre und von der noch verbliebenen Güte der Luftspulen ab.

Mit C5 wird die HF von der Anode ausgekoppelt und an die eigentliche Audionstufe übergeben. Im Schaltplan erkennt man, dass dem Steuergitter keine Gitterkombination vorgeschaltet ist. Die REN1004 ist als Anodengleichrichter geschaltet. Dazu muß durch negative Gittervorspannung die Röhre in einem nicht linearen Bereich der I/A-Kennlinie arbeiten. Diese Vorspannung liefert R12.

Der LC-Serienkreis Cv3/L5 koppelt einen Anteil des verstärkten HF-Signals induktiv auf den abgestimmten Audionkreis L3/L4/Cv2 zurück mit dem Effekt, daß sich Empfindlichkeit und Trennschärfe des Eingangssignals signifikant erhöhen. Der Rückkopplungsregler Cv3 (ca 50...600 pF) sorgt für das richtige Maß an rückgekoppelter Energie und vermeidet, dass das Audion sich bis zur Selbsterregung aufschaukelt (Pfeiftöne und Oberschwingungen).

Verdrahtungsplan

Abb. 4 Rekonstruktion des Verdrahtungsplans aus der unberührten Chassisunterseite des E31W

Schaltplan

Der Originalschaltplan von OWIN steht nicht zur Verfügung, aus dem Verdrahtungsplan wurde ein Schaltplan rekonstruiert. Abb. 5 Schaltplanrekonstruktion mit gefundenen Spannungswerten

Röhren

Der Originalröhrensatz ist auf den Röhrenfassungsplatten aufgedruckt (RENS1204, REN1004, REN1004, RES134, RGN354). Diese Röhren sind heute mit brauchbarer Restfunktion nur schwer erhältlich und wenn, ist ihr Zustand meist schlecht: lockere Sockel, schlecht passende und korrodierte Stifte, wackelnde Anschlüsse, fehlende oder schlecht reparierte Metallisierung, nicht zuletzt verminderte Emission. Die damals neuen Fassungen aus Pertinaxscheiben sind auf Europa-Röhren mit federnden Kontaktstiften eingestellt. Vor allem die Schirmgitterröhre muß sich vollständig einstecken lassen, andernfalls läßt sich der Anodendraht nicht anschrauben und das Chassis nicht einschieben.

Im Schaltplan ist eine Liste von Ersatztypen aufgeführt, die z.T. noch in einsatzfähigem Zustand beschafft werden können. Die Pentode REN1204 und die Triode REN1004 wurden schon früh durch Vergleichs- und Nachfolgetypen ersetzt (REN904, A4110) und sind heute noch beschaffbar. Für das Audion wurde eine metallisierte REN904 von TKF aus der Nachkriegszeit (Domkolben, System der AC2 ohne Domkontakt) eingebaut, für die NF-Vorverstärkung eine ältere REN904 mit einer Metallgaze-Anode. Bei der Auswahl der Audionröhre sollte man beachten, das der ausgedrehte Drehko nicht am Glaskolben anstoßen darf. Die Einweg-Gleichrichterröhre RGN354 mit 0,3A Heizstrom kam 1930 heraus und hat ebenfalls einige Ersatztypen: 1802 (Philips).

RE134: Für die nachgefragte, selten und teuer gewordene Endröhre RE134 wurde ein Ersatztyp RE134-E aus einer US-Strahlröhre 3B4 (DL98) hergestellt. Mit der nachfolgend abgebildeten Testschaltung wird die Pentode als Triode beschaltet, Heiz-, Anoden- und Schirmgitterspannungen werden begrenzt. Die Beschaltung läßt sich in einem 4-Stift-Sockel zusammen mit einer 7-Pin-Fassung unterbringen. Damit ließ sich mit dem Empfänger ein Freischwinger mit ca 2000 Ohm in guter Lautstärke betreiben.



Abb. 6 RE134 Ersatzschaltbild mit 3B4 (DL98)

Abb. 6 RE134 Ersatzsockelung

Abb. 7 RE134-E mit aufgesetztem Glaskolben nahe am Original

Die Originalröhren sind im TELEFUNKEN Röhrenbuch 1903-1928, Berlin, 1928 (Druckschrift 2015) bzw. TELEFUNKEN Röhren von A - Z 1930-1931, Berlin, 1931 (Druckschrift 2015)1928 - mit ihren technischen Daten und Kennlinien beschrieben. Nach diesen Angaben sollten die Heizspannung, die Anodenspannung und die negative Gittervorspannung nachgemessen werden (unter Last messen: Röhren eingesteckt, kein Nutzsignal). Der Anodenruhestrom sollte insbesondere bei der Endröhre und bei eingestecktem Lautsprecher nachgeprüft werden.

Eine Unterheizung sollte vermieden werden. Die Röhren sind auf eine Mindestheizspannung von 3,8 VAC ausgelegt. Abweichungen der Gittervorspannung können an den Widerständen im Spannungsteiler liegen, laufen einzelne Widerstände aus der Toleranz, müssen sie ersetzt werden.

Bei den heute noch beschaffbaren Röhren fehlt häufig die Metallisierung oder war bei manchen frühen Ausführungen auch nie vorhanden. In dieser Schaltung sollte die Audionröhre metallisiert sein. Ggf. kann sie mit EMV-Sprühlack aufgetragen werden, wobei der Kontakt zum Drahtkontakt am Sockelrand sichergestellt werden muß.

Locker im Sockel sitzende Röhren können je nach Größe des Spalts nachgeklebt (Schellacklösung) oder nachgekittet werden, siehe Anleitung. Röhren, die Aussetzer im Betrieb haben, müssen an den Sockelstiften evtl. nachgelötet werden (vgl. ausführliche Beschreibung JACOBS, Ferdinand 1944): Röhren sparen - aber wie? in: Funkschau H. 5/6 Mai/Juni 1944, München). Anschlußbelegung und Spannungen können zu allen Röhren aus den noch verfügbaren Sockelbeschaltungen und Datenblättern entnommen werden. Die historischen Röhren können geschont werden durch den Einbau eines umgesockelten, modernen Ersatztyps (vgl. Umsockeln).

Spulensatz

Die beiden großen Luftspulenpaare zeigten Spuren unsanfter Behandlung: zerfledderte Ränder und abgerissene Teile an den Spulenkörpern, Verformungen an den Befestigungsstellen, ein Spulenende gelockert und vom Kontakt abgerissen. Die Spulen wurden zur Restauration komplett mit dem Stufenschalter ausgebaut.

Bei der Aufarbeitung waren die Spulenkörper so zugänglich, dass deren Aufbau in ein Schaltbild eingetragen werden konnte. Abb. 8 Aufbau des Spulensatzes (analog zur Vorlage von Pierre G.)

Kondensatoren

Zwei ausgelaufene bzw. aufgequollene Kondensatorblöcke warten auf den Austausch:

  • Blechkasten (8x6x5cm) mit Aufprägung "FK" mit originalen, bipolaren Kondensatoren in Paraffin vergossen. Die Kapazitäten sind am Block unten angegeben: "0,5/0,5/0,1/0,1/4" (uF)
  • Blechkasten (8x6x1,2cm) mit Aufprägung "F.K." enthält einen originalen 0,1 MF-Kondensator C6 (Prüfspannung 1500V-). Paraffin ist ausgetreten.
  • Alle Blöcke müssen in diesem Zustand ohne Prüfung als defekt angesehen und vor Inbetriebnahme mit neuen Hochvolt-Folien- bzw. Elektrolyt-Kondensatoren bestückt und wieder mit Paraffin vergossen werden. Die Bleche muss man richten und neu verlöten, damit die Seitenflächen wieder flach sind. Vorsicht beim Auf- und Zubiegen der Laschen, die den Block verschließen. Sie machen das nur 2-3 mal mit und brechen beim nächsten Versuch ab.

    Das Gerät enthält ferner ein Aggregat aus 2 Drehkondensatoren mit angeschraubtem Seilgetriebe. Den Staub kann man nur im ausgebauten Zustand entfernen. Dabei die Lamellen nicht verstellen und am Ende Isolierung prüfen. Die Drehkos sollten auch mechanisch in Ordnung gebracht werden (ggf. Nachziehen von Verschraubungen und Lager neu fetten). Der Rotor sollte sich spiel- und ruckfrei drehen. Am Ende stellt man bei zugedrehtem Rotor die 100-Markierung auf den Zeiger an der Frontplatte und zieht die Mutter (nicht zu fest) an.
    Im Gerät ist ferner ein sog. Quetscher für die Rückkopplung in einer besseren Qualität eingebaut. Die Massefahne wird nicht genutzt.

    Das Gerät enthält zwei frei verdrahtete Rollkondensatoren (C8, C18) und 5 Einzelkondensatoren mit Nickelkontakten und Wertaufdruck in cm. Die 2000 cm als NF-Koppelkondensator C2 sind ein niedriger Wert, der die Ursache für eine evtl. Bassschwäche in der Wiedergabe sein kann.

    Widerstände

    wechselbare Ausführung mit Nickelkontakten in Halterungen, mit textilschlauchisoliertem Körper ähnlich "COSIPA"-, Dralowid Polywatt- oder Hoges Hochohm-Widerständen, mit Wertaufdruck in MOhm. Die meisten Widerstände wurden an die Halterungen angelötet, das wurde, da ab Werk nicht vorgesehen, wieder rückgängig gemacht. Löten steht im Widerspruch zur Konstruktion der vernickelten Federkontakte, die sich leicht wieder zur verläßlichlichen Kontaktgabe reinigen lassen. Auf genügend Federspannung ist zu achten.

    Alle Hochohmwiderstände an den Spannungsteilern müssen danach geprüft werden, ob plausible Anoden- und Gittervorspannungen geliefert werden. Leider stehen keine werksseitigen Spannungsangaben zur Verfügung. Die Unterlagen der Röhrenhersteller können als Orientierungshilfe herangezogen werden.

    6. Inbetriebnahme

    Abb. 9 Chassis fertig aufgearbeitet

    Bevor man an das Einschalten geht, ist der Aufbau nachzukontrollieren. Eine neue Netzzuleitung ist erforderlich, da die Isolierungen der alten hart und brüchig geworden sind und bei Bewegungen brechen. Der originale Netzstecker passt meistens an ein Trenntrafo; ggf. muss eine alte Steckdose ohne Schutzkontakt zwischengeschaltet werden.

    Die Sicherung wird in die 220-Volt-Buchse eingeschraubt, das Gerät kann an 230 V betrieben werden. Man beginnt nun damit, Trafo, Lade- und Siebkondensatoren und Drossel in Betrieb zu nehmen, mißt die Leerlaufspannungen von Anoden- und Heizwicklungen und steckt dann die Gleichrichterröhre ein. Die an C11 anliegende Leerlauf-Gleichspannung kann man nun nachkontrollieren. An den Steuergittern muß eine negative Vorspannung gemessen werden können. Die Schirmgitterspannung muß bei der RENS 1204 knapp unter 60 Volt liegen. Die alten Röhren langsam an die Wiederaufnahme des Betriebs gewöhnen. Erst die korrekte Heizspannung von 4 Volt anlegen, später die Anodenspannung.

    Das erste Einschalten des kompletten Radios kann mit Regeltrafo oder notfalls Vorschaltlampe erfolgen. Beim Einschalten leuchtet die Lampe erst etwas heller und geht dann in ein konstantes Glimmen über. Es wurde mit allen Röhren und angeschlossenem Lautsprecher eine Verbrauchsleistung von 30 W am Trafoeingang gemessen.

    Der NF-Teil ist schnell geprüft: Lautsprecher polrichtig anschließen, Wellenschalter auf Mitte stellen, mit 220V-Quelle verbinden, einschalten und mit dem Ohr vor dem Lautsprecher ein ganz leichtes Brummen aus dem Lautsprecher abwarten.  Nun den Kurzschließer am Phonoeingang entfernen: das Brummen eines offenen Steuergitters ist vernehmbar, die Zuleitung ist handempfindlich. Nähert man sich mit einem Prüfsummer dem heißen Phonoeingang, ertönt dessen Pfeifton, bei Vollkontakt bringt der Freischwinger volle Leistung. Mit einer im line-out regelbaren Audioquelle am Eingang kann man sich vom Klangeindruck überzeugen. Bei diesem Gerät machte die Endstufe einen frischen, ausgewogenen Eindruck, der Netzbrumm ist für eine direkt geheizte Endröhre durch eine mittig an Masse liegende Heizwicklung effektiv unterdrückt.

    Im nächsten Schritt kann man Vor- und Audionröhre einstecken und prüfen, ob das Audion korrekt arbeitet. Hierzu kann man das modulierte Signal eines Meßsenders an den Antenneneingang geben und die Empfindlichkeit mit Antennen-Stufenschalter und Rückkopplungsregler an einem auf etwa 10 - 50 µV abgeschwächten Signal prüfen.

    4. Gehäuse

    Nachbau des Gehäuses

    Ein genaues Bild des Gehäuses vermitteln aktuelle Abbildungen der noch verbliebenen kompletten Originalgeräte. Eine Gehäusenachbildung sollte neben den Originalmassen nach den damals verwendeten Holzarten erfolgen sowie dieselbe Konstruktion zugrunde legen. Ein rötlich-brauner Nußbaum mit schlichter Fladerung und dünnes Schälfurnier unter 1 mm, durchgehend oder mittig gespiegelt, sind durch Abbildungen nachgewiesene Originalfurniere. Die Sockelleiste ist massiv, aber schlicht und etwa 3-4 mm dick. Für den Rohbau wurden massive Eichentafeln astfrei zu einer Dicke von 10-mm gehobelt und für die Seiten, den Boden und die Deckplatte verwendet, mit dickeren Tafeln sind die Außen- und Innenmaße nicht erreichbar. Den oberen Abschluß bildet ein Rahmen, der wie unten in die Seiten eingenutet ist. Auf den Rahmen ist die Deckelplatte aufgedoppelt. Die Frontplatte hat nur eine Stärke von 6 mm, andernfalls würden nur kleine Achsstummel der Bedienelemente herausragen. Die Klebung kann mit Knochenleim erfolgen, was die Reparaturfähigkeit erhöht. Bei den Innenmassen sind die Abmessungen des komplett aufgebauten Chassis zu beachten, damit dessen Einbau komplikationslos erfolgen kann. Das Chassis ist mit versenkten 4 M4-Schrauben am Bodenbrett angeschraubt. Die Abbildung zeigt den Gehäusenachbau nach der Politur.



    Abb. 11 Nachbau des Gehäuses E31W. Knöpfe und Skalenschilder sind Kopien



    Abb. 12 Offene Rückseite des Gehäuses E31W zeigt den einfachen Aufbau mit genuteten Eckverbindungen

    Die Rückwand ist wie beim Original aus Eisenblech mit rechteckigem Lochmuster. Sie wird unten in die Nut zwischen Chassis und Isolierstreifen eingesteckt und oben angeschraubt.



    Abb. 13 Nachbau des Gehäuses E31W mit Rückwand

    Sollten die vorderen Einstellknöpfe fehlen, gestaltet sich die Suche nach Ersatz schwierig. Sie wurden neben den OWIN E-Modellen u.a. auch bei den folgenden Modellen von Ideal Blaupunkt ab ca 1928 verwendet: A 3 (1928/29), MA 3, NR III(1928).

    Links

    OWIN Radio-Apparate-Fabrik GmbH Beschreibung und Gebrauchsanweisung für den Vierrohr-Schirmgitter-Netzempfänger Type E11 W, Hannover, 1930
    OWIN Radio-Apparate-Fabrik GmbH Modelle 1931, Ausgabe September 1931, Hannover
    SCHORR Radio-Katalog 1931/32, Leipzig 1932
    ARLT Radio-Katalog 1931/32, Berlin 1932
    REUTER,Wilhelm: Radio-Katalog 1933, Magdeburg 1932
    JACOBS, Ferdinand : Röhren sparen - aber wie? in: Funkschau H. 5/6 Mai/Juni 1944, München
    SCHNEIDER, J.: Röhrenersatz durch Austausch und Selbstbau Jacob Schneider-Verlag, Berlin 1946
    LEBETH, Th.: Ersatz der Röhre RES164 Radiobote H. 124 (2004), S. 13-16

    Andere OWIN Projekte:
    E11W (1930)
    E44W (1932/33)
    E39W (1932/33)
    GENET, Pierre: Remise en route du poste OWIN type L32W In: cfp-radio.com (2017)