SABA S-357 WK

- Wartung -

Schaltungsprinzip ............ Achtkreis-4-Röhren-Super
Hersteller........................... SABA Villingen (Schwer und Söhne GmbH)
Konstruktion......................... Eduard Blum
Herstelljahr ....................... 1939/40 Prod.datum nach 12/39
Seriennummer ................. 94733X
Wellenbereiche ............... LW 150 - 400 kHz, MW 510 - 1500 kHz, KW 19 - 52 m
Ausstattung ...................... 3fach ZF-Bandfilter mit Bandbreitereglung, 2fach Diodenfilter, 2facher Schwundausgleich, Tonblende, 3-fach-Drehko mit Schwungradantrieb
Spannungsversorgung .. Wechselstrom 110 bis 240 Volt
Leistungsaufnahme ........ ca 49 Watt
Abmessungen (BxHxT) ... 53 x 38 x 29 cm
damaliger Preis incl. Röhren 215,-RM (Holzgehäuse)
Röhren ............................. ECH11, EBF11, ECL11, AZ11
ähnliche Typen ...............

Rundfunkjahr 1939/40

Ab dem ersten Kriegsjahr 1939 stand die Produktion von Rundfunkgeräten vor zunehmenden Beschränkungen durch die dominierende Kriegswirtschaft mit ihrem grenzenlosen Materialbedarf. Aus diesem Grund standen noch die spärlich ausgestatteten Kleinempfänger und wenige besser ausgestattete Exportgeräte auf der Produktionsliste. Das Ingenieur-Know-How der Elektroindustrie um Berlin hatte sich auf kriegswichtige Entwicklungen wie Navigation, Steuerungssysteme, Radar, Bordfunk, etc. zu konzentrieren. In 1940 war auch bei der im Schwarzwald angesiedelten SABA die noch im Vorjahr erweiterte Produktion zu fast 90 Prozent auf Rüstungsprodukte konzentriert, während noch 1938 1000 Radioempfänger pro Tag gefertigt wurden. 1941 war bei SABA die Rundfunkgeräteproduktion ganz erloschen.

Die auf der Prospektliste verbliebenen SABA-Geräte der Saison 39/40 hatten ein wegweisendes Gehäuse mit großer Lautsprecherfront und darunter liegender breiter Skalenscheibe - ein Gehäuseentwurf, der später in den 50er und 60er Jahren stilbildend wurde. SABA 357WK Haendlerprospekt 39/40

Abb. 1 Nach Saba Prospekt 1938, Zeichnung: Umbach, Hannover

In der Chassisentwicklung blieb jedoch alles beim Alten. Wellenschalter und Drehko-Getriebe waren noch an der Schmalseite angebracht. Die neu herausgekommenen Stahlröhrensätze waren im Einsatz. Erstaunlich für die ab Ende 1939 bei SABA gefertigten Geräte ist die weiterhin hohe Material- und Fertigungsqualität. Das Chassis des 357 WK Supers von Ende 1939 steht denen aus dem vorangegangenen Vorkriegsmodelljahr 37/38 in dieser Hinsicht nicht nach.

Erste Durchsicht - Befund

Von dem Gerät gibt es nur ein äußerlich gut erhaltenes Chassis ohne Lautsprecher, ohne Bedienknöpfe. Das ist ärgerlich, denn der DW42 mit Feldspule wird auch vom Netzteil genutzt. Gutes Chassisblech ohne Korrosion mit allen Röhren, sehr gute Skalenscheibe, Abstimmm- und Wellenschaltermechanik in Ordnung, Netzschalter, Feinsicherung und Lautstärkepoti in Ordnung. Am Trafo hinten am Spulenkörper der Aufdruck "355 W" - das bedeutet, Austauschtrafo vopn einem ähnlichen Gerätetyp. Der Ladeelko fehlt, die Sofitten fehlen, am Lautsprecherstecker sind Zuleitungen abgeknipst und Lautsprecher und Ausgangstrafo fehlen, das SABA-typische Netzkabel fehlt, der Bandbreiteregler sitzt fest, den Abschirmbechern fehlen die Abdeckkappen, die Stahlseilzüge fehlen..
Die Unterseite ist weitestgehend original. Ein Widerstand wurde bereits ersetzt, kritische NF-Koppelkondensatoren und alle anderen Teerkondensatoren aber belassen. Die Entscheidung, als Teileträger aufzubewahren oder aufzubauen. Das Modell ist ein Einfach-Super ohne unnötiges Beiwerk. Ein effektiver Bandbreiteregler ist vorhanden. Die Eingangs-, Oszillator- und Filterkreise entsprechen in der Qualität und Ausführung den höherwertigen Modellen, so daß ein guter AM-Empfang zu erwarten ist. Das Gerät hat außerdem Raum für eine UKW-Nachrüstbox.

Bedienhinweise

Lautstärke mit kombiniertem Ein-/Aus-Schalter links (Ziehen=Einschalten), rechts Bandbreiteregler und Tonblende (nur drehen), rechte Seite Abstimmung und Wellenschalter. Die Lautsprecher-Steckdose nach alter VDE-Norm kann in zwei Stellungen zum Anschluss eines externen Lautsprechers mit vorgeschaltetem hochohmigen Ausgangstrafo benutzt werden. Hierzu existierten die passenden dreipoligen VDE-Stecker mit 4 mm-Stiften und 19 mm Polabstand. Der mittlere Stift ist oft, wie bei diesem Modell ohne Belegung und verhindert irrtümliches Einstecken in eine Netzsteckdose oder einen Phonoeingang. In einer Steckposition trennte einer der äußeren Pole durch einen Kontakt den internen Lautsprecher von der Versorgung ab. In diese Anodenspannung führende Steckdose dürfen niederohmige, moderne Lautsprecher n i c h t direkt angeschlossen werden.

Antenne

Senderabstimmung

Chassis

Wie schon beim 350W als letztem Geradeausempfänger aus dem Vorjahr ist auch das Chassis dieses Superhets mit den großen Spulentöpfen schön aufgebaut.

SABA 357WK Chassisoberseite

Abb. 2 Chassisoberseite im Fundzustand

Auf der Unterseite sind fast alle revisionspflichtigen Teile gut erreichbar. Lediglich der Austausch der Kreiskondensatoren im Dreibandfilter erfordert einen aufwendigen Ausbau

SABA 357WK Chassis UnterseiteAbb. 3 Chassisunterseite im Fundzustand

In Funkschau 1939 kommentiert Erich Schwandt die Servicequalität dieser SABA-Gerätegeneration: "Die Vorzüge des neuen Saba-Gerätes liegen aber nicht nur in Röhren und Schaltung, sondern auch im mechanischen Aufbau. In dem Gerät kommen neue Spulensätze zur Anwendung, bei denen die Amenit-Nockenschalter unmittelbar am unteren Ende der Spulen-Tragkonstruktion angeordnet sind, so daß die Schalter mit den Spulensätzen eine Einheit bilden; diese mechanisch und elektrisch gleich hochwertige Bauart bringt eine erhebliche Verbilligung gegenüber der früheren Anordnung. Auch der — im übrigen vollkommen gekapselte — Drehkondensator wurde neu konstruiert; die Statoren wurden mit Hilfe keramischer Abstandsstücke in der gezogenen Wanne gelagert, die dielektrischen Verluste bleiben infolgedessen sehr klein. Die Stromabnahme an den Rotoren erfolgt — und zwar an jedem Rotor für sich — durch starke Blattfedern mit Edelmetallkontakten, um geringen Übergangswiderstand zu sichern und Unterbrechungen zu vermeiden. Ein fein übersetzter Schwungradantrieb ermöglicht eine feinfühlige und genaue Abstimmung. Für diesen Empfänger (S-455WK) — das gilt ebenso für die anderen diesjährigen Saba-Empfänger — wird aber auch der Funkpraktiker in der Werkstatt großes Interesse aufbringen, hat man an ihn und seine Wünsche doch mehr gedacht, als es im allgemeinen üblich ist. Das Empfängergestell ist bei diesem Gerät besonders leicht auszubauen; die Lautsprecherschnur braucht man nicht abzulöten, sondern man hat nur einen vierpoligen Stecker zu ziehen, um mit einem Griff alle Lautsprecherverbindungen zu trennen. Die Skala ist unten auf das Gestell aufgebaut und auch das magische Auge ist unten eingebaut, so daß diese beiden Teile mit dem Chassis bequem herausgezogen werden können und keine getrennte Behandlung erfordern. Eine abnehmbare Bodenplatte ermöglicht es, an die wichtigsten Meßpunkte und Teile überhaupt ohne Ausbau des Gerätes heranzukommen. Auch sämtliche Abgleichschrauben sind leicht zugänglich; soweit die Abgleichelemente in den Töpfen liegen, sind die Schrauben nach Abnahme einer Kappe erreichbar, durch die die Abgleichöffnungen nachträglich wieder verschlossen werden können; so wird das Innere der Spulentöpfe sicher vor Verstaubung geschützt. (FUNKSCHAU H. 3 1939, S. 20)

Besonderheiten bei SABA:

Die Trafo-Sekundärwicklung ist durch Feinsicherung gegen Überströme > 80 mA abgesichert (große Sicherung, links am Spannungswahlschalter). Dadurch ist ein Durchbrennen der Schutzkondensatoren an den Gleichrichteranoden oder Kurzschlüsse in den Anodenspannung führenden Leitungen weniger riskant für die Sekundärwicklungen. Trotzdem waren bei dem Gerät diese Kondensatoren ersatzlos weggeknipst. Es handelt sich um einen Austauschtrafo vom Typ SABA 355W. Die Transformatoren fielen anscheinend häufiger wegen Überlastung aus.

Die SABA-Kondensatoren sind mit einer kodierten Kapazitätsangabe versehen. Die Umschlüsselung in Farad ist folgender Tabelle zu entnehmen:

SABA component code list

Abb. 4 Kodierung der SABA-Kondensatoren (SABA Kundendienstschrift 9 zu Modelljahr 39/40)

Die Filtertöpfe haben einen Bajonettverschluss, der festsitzen kann. Zum Öffnen gegen den Uhrzeiger drehen (von oben gesehen), frei ruckeln und nach oben abziehen.

In den Bandfiltern sind Glimmerkondensatoren von Hescho verbaut, die bekanntlich nicht langzeitfest sind. Als abstimmbare Kapazitäten sind Quetschtrimmer aus Glimmer/Messingblech vorhanden. Die massiven Abstimmkerne sind nicht verklebt, können aber festsitzen und werden von oben und unten eingestellt. Je zwei pro Spulensatz.

Spezielle Lautsprecherdose mit Hochvolt-Anschlußmöglichkeit für Aussenlautsprecher in zwei Stellungen: 1: Nur aussen, 2: Apparat und Aussenlautsprecher. Passender Außenlautsprecher: SABA Permadyn 41 (618/22) Achtung: keine niederohmigen Lautsprecher anschließen, die VDE-Dose führt Anodenspannung!

In Stellung Plattenwiedergabe wird die Anodenspannung für die HF-/ZF abgeschaltet, es wird aber weitergeheizt.

Die Skalenlampen sind als 36-Sofitten (mit längerer Glühwendel) ausgeführt, die heute zu 7V/300 mA schwer erhältlich sind.

Wellenschalter mit 6-Kant-Achse und Abstimmgetriebe mit 5 mm-Achse.

Schaltung

SABA 357WK schematicsAbb. 5 Originalschaltplan SABA S-357 WK (15.5.1939)

Vor-und Oszillatorkreis mit ECH11 zeigen keine Besonderheiten. Die Bandbreiteregelung wird durch ein Spezial-3-Band-ZF-filter (615/II) mit variabler Abstimmung realisiert. Dieses Filter hat, bedingt durch seine drei Kreise, eine Durchlasskurve mit einem ausgeprägten Höcker. Diese Filterkostruktion stammt von Eugen Leuthold, SABA Entwicklung.

SABA 357WK Band width control

Abb. 6 Schema Bandbreitenregulierung (aus SABA Werksunterlagen)

Die Regelspannungserzeugung für die Vor- und Mischstufe geschieht an der linken Diode der EBF11, an der rechten entsteht die Tonfrequenz und gleichzeitig die NF-seitige Komponente der Schwundregelung. Die Kombiröhre ECL11 übernimmt sowohl die NF-Vor- als auch Endverstärkung, ein Gegenkopplungs-Tonblenden-Netzwerk dient zur Klangbeeinflussung und Reduzierung des Klirrfaktors innerhalb des Niederfrequenzteils.

Wellenschalter

Bei der Prüfung bzw. Reinigung des Wellenschalters ist Vorsicht geboten: Kontakt 17 führt Anodenspannung. Berührung, Kurzschlüsse vermeiden.

Lautsprecher

Leider werden Lautsprecher mit Feldspulen bevorzugt aus noch reparaturfähigen Geräten geräubert und separat überteuert verkauft. Auch diesem Chassis fehlt der Lautsprecher. Der Originallautsprecher mit Korbdurchmesser 22,5 cm ist die Type DW 41 mit Aufdruck "618/1". Bei Ersatz folgende Werte beachten: Ausgangsübertrager primär 7000 Ohm, Feldspule mit Spulenwiderstand 2000 Ohm, entsprechend 100 Volt Spannungsabfall.

Austausch-/Ersatzteilliste Chassis

  • 442/9 100 pF, außer Toleranz, ersetzt durch 100 pF,
  • 442/53 3000 pF, außer Toleranz, ersetzt durch 3000 pF in orig. Hülse
  • 442/54 200 pF, ersetzt durch 220 pF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/57 500 pF, ersetzt durch 500 pF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/58 1 nF, außer Toleranz, ersetzt durch 1 nF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/62 5 nF, defekt, ersetzt durch 5 nF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/63 10 nF, defekt, ersetzt durch 10 nF, 250 V~, MP, Y-Kondensator, VDE-Zulassung
  • 442/66 20 nF, defekt, ersetzt durch 20 nF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/71 0,1 μF, defekt, ersetzt durch 0,1μF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/75 0,5 μF, defekt, ersetzt durch 0,5 μF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/77 2 x 0,1 μF 250V- LB, (10.39) mit gemeinsamen Masseanschluss, defekt, ersetzt durch 2 x 0,1 μF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/78 2 x 0,1 μF mit gemeinsamen Masseanschluss, defekt, ersetzt durch 2 x 0,1 μF, 650 V in orig. Hülse
  • 442/84 5 nF, außer Toleranz, ersetzt durch 5 nF, 650 V, m. Abschirmung in orig. Hülse
  • 442/86 50 nF + 30 nF, LB250 V- (7/1939), außer Toleranz, ersetzt durch 50+32 nF, 650 V, in orig. Hülse
  • 472/33 187 pf, +/- 2%, undicht, außer Toleranz, von Hescho, ersetzt d. ausgem. keram. Kondensator
  • 472/35 220 pF, +/- 2%, undicht, an der Toleranzgrenze, von Hescho, ersetzt d. 220 pF +/-2% Glimmer, 100 V bzw. Styroflex 220 pF H 160 V
  • 472/36 440 pF, +/- 2%, undicht, an der Toleranzgrenze, von Hescho, ersetzt d. Styroflex 2 x 220 pF +/-2%
  • 472/37 500 pF, +/- 2%, undicht, an der Toleranzgrenze, von Hescho, ersetzt d. 500 pF +/-2%
  • 452/4 Elektrolyt-Kondensator 10 μF ersetzt durch 10 μF 35V-,
  • 600/81 Elektrolyt-Kondensator 16 μF, original Naß-Elko bereits ersetzt, ausgetrocknet, wiederum ersetzt durch 15 μF, 450/550V-in Alu-Schraubbecher (NSF)
  • 600/81 Elektrolyt-Kondensator 16 μF, fehlend, ergänzt durch 15 μF, 450/550V-in Alu-Schraubbecher, mit Iso- und Federscheibe sowie Kontaktring
  • 382/XV 100 Ohm, Drahtwiderstand
  • 580/111/XV 2 x Skalenlampe, Soffitte 36 mm m. verl. Glühfaden 6,3V~, 0,3A, ersetzt durch Glühbirne, 7 V, 0,3 A
  • 603/XII Netzschnur, rund, 2-adrig, Kupferlitze, braune Textilummantelung, ersetzt durch 2-adr. Kupferanschlußkabel, m. brauner Textilummantelung
  • 600/XXX Drehknöpfe für Holzgehäuse

Siebkette wiederherstellen

Ein defekter Ladeelko war falsch montiert, die Verdrahtung der Siebkette unvollständig (siehe Abb. 2). Bei der Rekonstruktion ist zu beachten, daß der Becher des Ladeelkos nicht direkt auf das Chassisblech geschraubt werden darf, sondern über eine Isolierscheibe und einen Ring mit Kontaktöse und einen Federring. Die Kontaktöse ragt über die mittlere, dritte Bohrung in die Chassisunterseite. Die Chassisoberseite um die Bohrung herum blank machen, bevor der Siebelko eingesetzt wird. Die Verdrahtung der roten und grünen Zuleitung vom Gleichrichter zeigt Abb. 7

SABA 357WK Siebkette

Abb. 7 Verdrahtung der Siebkette

Die rote Zuleitung wird mit der Kontaktscheibe des Ladeelkos verbunden, der grüne Draht muß an dessen Pluspol. Um Feldspule und Ausgangstrafo korrekt anzuschließen, muß die Belegung des 4-poligen Steckkontakts bekannt sein. Die Verdrahtung zusammen mit der Lautsprecherbuchse ist nicht aus dem Schaltplan ersichtlich, Fehlbelegungen unbedingt vermeiden. Die Abb. 7 zeigt die Belegung der Buchse von der Unterseite. Der unpassend wirkende, winzige Schirmgitter-Vorwiderstand 100 Ohm wurde durch ein 1-Watt Exemplar aus der Zeit ersetzt.

SABA 357WK Beschaltung Lautsprecherbuchse/-stecker

Abb. 8 Beschaltung Lautsprecherbuchse/-stecker

Ein-/Ausbau Bandfilter

Die Oszillatorkreise (626/II) sowie beide Bandfilter enthalten Kondensatoren, die meist nicht mehr werthaltig sind und ausgetauscht gehören. Das erste Bandfilter (615/II) befindet sich auf der Chassis-Unterseite und enthält ebenso wie das 2., besser zugängliche Bandfilter Glimmer-Silber-Kreiskondensatoren (Hescho, 472-35), die nicht langzeitstabil sind und häufig zum Ausfall des ZF-Verstärkers führen. Das Radio bleibt dann auf allen Wellen stumm. Zum Austausch der Kondensatoren muß das Bandfilter I ausgebaut werden. Es empfiehlt sich, Detailfotos von der Lage der Anschlüsse zu machen). Man beginnt mit dem Lösen der 3 Schrauben an der Flansch, lötet die beiden Drähte an der EBF11 ab, die behindernden Zuleitungen zum Bass-Schalter und einen Heizdraht an der Sofitte entfernt man ebenfalls. Nun kann man das Filtergehäuse etwas vor- und zur Seite ziehen, so dass man zum Auslöten der geschirmten Anodenleitung und eines weiteren Anschlusses, der zum Wellenschalter geht, besser drankommt. Es kann sein, daß die Zuleitung vom ersten Drehko-Paket zum Wellenschalter noch im Wege steht, dann diese dicht am Wellenschalterkontakt abknipsen (Nicht ablöten und ziehen, um die mit angelötete feine Spulenlitze zu schonen). Die Schirmung der Anodenleitung hängt nun noch am Erdungspunkt (nicht sichtbar, auf halber Strecke) fest, dieser muss ebenfalls abgeknipst und beim Einbau erneuert werden. Jetzt kann die Anodenleitung und damit das ganze Filter vorsichtig herausgezogen werden.

SABA 357WK ausgebautes Bandfiltergehäuse

Abb. 9 SABA 357WK ausgebautes Bandfiltergehäuse

Die Haube kann abgezogen werden, wenn man die 2 Laschen an den Sockellöchern gerade biegt.

SABA 357WK geöffnetes Bandfiltergehäuse

Abb. 10 SABA 357WK geöffnetes Bandfiltergehäuse

Man erkennt eine fest mit dem Sockel verbundene Doppelsteg-Platine mit zwei Filterkreisen und ein auf einer Achse schwenkbaren dritten Filterkreis mit den flachen Keramikscheiben, die es nun alle auszutauschen gilt. An das dritte Filter gelangt man besser, wenn man die Doppelsteg-Platine ausbaut. Dazu entfernt man die 3 Federdrähte an der Sockelflansch, dann kann man die ganze Anordnung durch vorsichtiges Ruckeln herausziehen. Die Welle des Schwenkfilters sollte leichtgängig sein.

SABA 357WK zerlegtes Bandfilter

Abb. 11 SABA 357WK zerlegtes Bandfilter

In der Abb. 12 sind neben dem Filter die Kapazitäten der ausgebauten Kondensatoren und die gemessenen Induktivitäten der Filterspulen notiert. Die Altkondensatoren zeigten, was eher ungewöhnlich ist, noch brauchbare Werte, aber auch bereits feine Risse in der Vergußmasse. Als Ersatz wurden neue Glimmerkondensatoren mit 220 pF eingelötet.

SABA 357WK instandgesetztes Bandfilter

Abb. 12 SABA 357WK Bandfilter nach Instandsetzung

Das 2, Bandfilter (606/II) auf der Chassisoberseite muß nicht ausgebaut werden. Unter der Haube befinden sich zwei Kreiskondensatoren, der abgeschirmte NF-Kopplungskondensator 442/84 sowie ein 20 nF am Fußpunkt des ersten Bandfilterkreises (442/66). Die Abb. 13/14 zeigen das Filter nach Austausch, die Hüllen wurden wiederverwendet.

SABA 357WK instandgesetztes Bandfilter 2

Abb. 13 SABA 357WK Bandfilter nach Instandsetzung



SABA 357WK instandgesetztes Bandfilter 2

Abb. 14 SABA 357WK Bandfilter nach Instandsetzung

Bei 442/84 wurde eine Messingfolie übergerollt und ein Anschluß auf einer Seite herausgeführt, die Anschlüsse des Kondensators befinden sich beide auf der anderen Seite, wie beim Original. Die lange, geschirmte Leitung führt zum Schalter 18, mit dem auf T.A. umgeschaltet wird.

Die Oszillatorkreise enthalten für die Bereiche Mittel- und Langwelle 2 padding-Kondensatoren 440 pF und 187 pF (Hescho), die ebenfalls ausgetauscht werden sollten. Den Rückkopplungskondensator 500 pF prüfen und ggf. ersetzen, wenn der Oszillator nicht über die kompletten Wellenbereiche schwingt.

Abgleich

SABA 357WK Abgleich

Abb. 14 Abgleichelemente und -schritte (aus SABA Werksunterlagen). In den Spulenkörpern sind 2 Kerne enthalten, die jeweils von der Chassisober- bzw. unterseite eingestellt werden müssen.

Nach Austausch der Kreiskondensatoren war das Gerät empfangsbereit. Sind die Kerne nur leicht eingewachst, kann man diese erwärmen und durch vorsichtiges Nachstimmen versuchen, ein Optimum an Empfangsqualität herauszuholen.

6. Inbetriebnahme


Technische Daten

Bei der Inbetriebnahme können die von SABA herausgegebenen Technischen Daten herangezogen werden, um beurteilen zu können, ob das Gerät innerhalb der angegebenen Leistungswertgrenzen arbeitet.

SABA 357WK Technische Daten

Abb. 15 Technische Daten S-357 WK (aus SABA Werksunterlagen).

Für die Inbetriebnahme wurde der Prüfling an den DW42 eines anderen Geräts angeschlossen. Netzteil und NF-Stufe waren sofort betriebsbereit. Der Strombedarf mit allen Röhren bei eingestellten 240 V~ lag bei 75 mA warm (Messung über die Sicherungshalter).

Nach dem Warmlaufen nahm die Lautstärke jedoch langsam ab und die Anodenspannung sank ab auf 180 V. Durch den Austausch der erschöpften AZ11 gegen ein frischeres Exemplar konnten die Sollwerte für die Anodenspannung wieder erreicht werden.

Kurz-und Mittelwellenempfang war möglich, auf Langwelle kam es bei aufgedrehtem Lautstärkeregler zum Aufschwingen. Auch die originale ECH11 von Telefunken hatte Ermüdungserscheinungen. Die Anzahl der auf KW empfangener Sender stieg schlagartig, nachdem eine leistungsfähige Ersatzröhre eingesteckt war. Auch LW und MW waren danach wieder empfangsbereit. Die Bandfilter funktionierten nach Austausch der Kreiskapazitäten und Paddings wieder einwandfrei, ohne daß an den ohnehin festsitzenden Kernen gedreht werden mußte. Das Chassis zeigt im Betrieb keinen Brumm. Trafo und Feldspule bleiben gerade lauwarm.

Links

SABA Präzision und Qualität in: https://www.hifi-archiv.info/Saba/1939/

SABA-Radio Kundendienst-Schrift Nr. 9 Reparaturanleitung für die SABA-Geräte Baujahr 1939-40, Villingen 1940

SABA-Radio SABA 357 WK Bedienungsanleitung, 1939, 16 S. mit SW-Abb. SABA 357 WK Schaltplan in: LANGE, H./NOWISCH, H.K. Empfängerschaltungen der Radio-Industrie Band VII, Fachbuchverlag Leipzig 1954, 3. Aufl., S.71 Wiegand, Ralf, So baut die Industrie: Zwischenfrequenzfilter, In: FUNKSCHAU H. 43, s. 343f, 12. Jg., München 1939

SABA Werbefilm "Schwarzwälder Wertarbeit"